Wenn du nicht auf dich achtest, bist du für keinen da.

Wenn du nicht auf dich achtest, bist du für keinen da

Was hat sich mit meinem Kurs für dich geändert? Davon berichtet hier Alketa, Mama von zwei Teenagern. Sie hat Pädagogik- und Bildungswissenschaft studiert und arbeitet als Erzieherin. Ab November 2022 war sie Teilnehmerin in meinem Online-Kurs für Gewaltfreie Kommunikation und hat dann bis August 2024 an einer wöchentlichen Online-Übungsgruppe teilgenommen. Hier erfährst du, was diese Erfahrung in ihrer Selbstfürsorge und ihren Beziehungen verändert hat.

Alketa, wie hast du vor dem Kurs gedacht?

Bevor ich in deinem Kurs die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) kennengelernt habe, habe ich bei Entscheidungen immer nur nach der Meinung anderer gefragt. Ich habe nicht auf mich geachtet, sondern geschaut, was andere wollen. Ich habe mich nie getraut, andere zu kritisieren, sondern Ärger immer runtergeschluckt. Dabei habe ich mich oft schlecht gefühlt, zum Beispiel wenn Erzieherinnen meinen Sohn kritisiert haben und ich nicht für ihn einstehen konnte.

Was hat dich im Online-Kurs überrascht?

Ich hatte schon vorher von GFK gehört und dachte, im Kurs lerne ich, gewaltfreier etwas zu sagen, so dass ich andere damit nicht verletze. Aber dann habe ich gemerkt, es betrifft den ganzen Alltag und wie wir denken. Am meisten überrascht hat mich, dass wir alle Bedürfnisse haben. Das war für mich der Schlüsselpunkt – darüber zu sprechen, wie wir mit unseren Bedürfnissen umgehen und sie uns erfüllen. Vorher hatte ich auch schon von Bedürfnissen gehört, aber ich habe meine nicht wahrgenommen. Das ist jetzt anders, und deswegen erzähle ich jetzt auch anderen Frauen davon – dass es immer um unsere Bedürfnisse geht. 

Was mich noch überrascht hat, war der Austausch mit anderen Frauen. Zu merken, wir haben alle die gleichen Themen. Ich bin normal und wir sind alle in einem Boot. Das hat mich sehr erleichtert.

Ein wichtiger Punkt für mich war auch, erstmals über Gefühle zu reden – denn in meiner Familie wurde nie über Gefühle gesprochen. Darum bin ich heute so froh, wenn meine Kinder einfach sagen, was sie brauchen.

„Ein wichtiger Punkt für mich war auch, erstmals über Gefühle zu reden – denn in meiner Familie wurde nie über Gefühle gesprochen.“ – Alketa

Was machst du seit dem Kurs anders?

Neu für mich ist zum Beispiel, dass ich mich im Sportstudio angemeldet habe und mir sehr regelmäßig diese Zeit für mich nehme. Und ich habe angefangen, mehr Aufgaben abzugeben, auch zu Hause. Zum Beispiel helfen die Kinder jetzt mehr im Haushalt.

Wie hat sich deine Kommunikation verändert?

Ich erkenne eher meine Bedürfnisse und spreche gewaltfreier, um eine Lösung zu finden. Bei Vorwürfen habe ich mich früher schnell schuldig gefühlt – jetzt bleibe ich sachlich, stecke nicht mehr so emotional drin und nehme es nicht persönlich. Wenn sich zum Beispiel eine Kollegin beschwert und als Opfer fühlt, dann reagiere ich anders und stelle Fragen, versuche mehr zu verstehen, worum es ihr eigentlich geht. Das ist auch etwas Wichtiges, was ich im Kurs gelernt habe. Bei meiner Arbeit im Kindergarten achte ich auch mehr darauf, nicht zu sagen, was andere nicht machen sollen, sondern es positiv zu formulieren.

Wie haben sich die Beziehungen in deiner Familie geändert?

Bei meinen Kindern (12 + 15 Jahre alt) bin ich entspannter geworden. Früher wollte ich, dass sie unbedingt ihre Zimmer aufräumen. Dann habe ich es manchmal selber gemacht und es meinen Kindern dann vorgeworfen, dass ich das tun musste.

Aber durch die GFK habe ich gemerkt, dass eine sehr ordentliche Wohnung eigentlich mein eigenes Bedürfnis ist. Heute biete ich ihnen nur meine Unterstützung an, aber ich lasse ihre Zimmer wie sie sind. Ich habe mich auch an meine Kindheit erinnert, dass ich auch nicht mit Freude mein Bett gemacht habe. Aber ich bin auch klarer beim Setzen von Grenzen. Zum Beispiel wenn meine Tochter mit Freunden unterwegs ist – dass sie Bescheid sagen muss, wenn sie länger bleibt. 

Und wenn wir eine Reise planen, fordere ich jetzt, dass mein Partner vorher alles mit mir abstimmt. Wenn mir etwas nicht passt, bleibe ich sachlich, aber ich spreche alles an, was ich vorher nie gesagt hätte. Das kannte ich sonst von mir nicht.

Was ich vorher auch nie von mir gedacht hätte: Wenn mir in einer Freundschaft Wichtiges fehlt, beende ich sie. Zum Beispiel wenn meine Bedürfnisse nach Zugehörtwerden, offenem Austausch, kontinuierlicher Verbindung oder gegenseitiger Unterstützung nicht erfüllt sind.  

„Wenn du nicht auf dich achtest, bist du für keinen da.“ – Alketa

Was sollte jede Frau wissen?

Sie sollte ihre Bedürfnisse an die erste Stelle setzen und ihr Bauchgefühl. Mein Bauchgefühl war immer da, aber ich habe ihm nicht zugehört, wenn es gestört hat. Jetzt überlege ich, wenn das passiert, ich mache eine Pause.

Dafür braucht jede Frau ein Grundwissen, ich würde jeder raten, sich mit Gewaltfreier Kommunikation zu beschäftigen. Um auf sich zu hören und sich zu fühlen. Denn wenn du auf dich selbst schaust, bist du auch für die anderen da – wenn du nicht auf dich achtest, bist du für keinen da.

Denkst du manchmal noch, dass es egoistisch ist, für dich selbst zu sorgen?

(Lacht) Nein, aber das hätte ich früher nie gedacht! Ich habe ein Beispiel für dich: Ich wollte nach der Arbeit ins Fitnessstudio, als meine Tochter anrief, dass ich ihr gleich etwas aus dem Supermarkt mitbringen soll. Da musste ich mich zwei Minuten lang sortieren – was mache ich jetzt? Kurz habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt, weil ich lieber zum Sport wollte. Ich war hin- und hergerissen, aber dann habe ich mich für den Sport entschieden und das auch so gesagt. Ich habe gemerkt, das muss ich jetzt für mich machen und meine Tochter kann auch etwas anderes essen – und wenn ich mich dann einmal für mein Bedürfnis entschieden habe, fühle ich mich auch nicht mehr schlecht.

Vielen Dank für das schöne Gespräch!

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich haben Alketas Antworten sehr berührt. Weil es ihre ganz eigene Perspektive ist, ich aber auch Dinge aus meiner Erfahrung wiedererkenne. Wie geht es dir mit diesen Gedanken? Gibt es Herausforderungen, die du auch kennst? Dann teile sie gern hier in den Kommentaren, ich freue mich über deine Anregungen und Fragen!

Antonia Vantighem

Systemische Coachin, Kommunikationstrainerin und Mama von 2 Jungs.

Als Frau Flamingo blogge hier zum Thema Selbstfürsorge für Frauen. Damit du deine innere Gelassenheit und Lebensfreude findest und dich neu in dein Leben verliebst. Hier erfährst du mehr über mich.

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