Wir alle brauchen Frauen, die uns Selbstfürsorge vorleben

Wir alle brauchen Frauen, die uns Selbstfürsorge vorleben

Was hat sich durch die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) für dich geändert? Darüber habe ich mit Kordula gesprochen, Mama von zwei Kindern, Projektmanagerin bei einer Bank und Lerncoach. Sie war von … bis August 2024 Teilnehmerin in meinem Online-Kurs für Gewaltfreie Kommunikation und verrät dir hier, was sich dadurch in ihrem Leben entspannt hat. 

Kordula, was war im Kurs die größte Überraschung für dich?

Dass manchmal nur Zuhören genügt (lacht herzlich). Das hat mich total überrascht, weil ich in dem Modus groß geworden bin: „Da hat jemand ein Problem – lass uns gemeinsam eine Lösung finden.“ Ich habe mich immer gewundert, warum das die anderen aufregt.

Du hast das so klar in den Raum gestellt hast, wie gut es tut einfach nur zuzuhören und zu schauen, wie das auf mich wirkt. Ich hätte nie gedacht, dass Zuhören am Anfang so schwer ist.  Aber zu merken, wie gut mir das tut, war für mich ein riesengroßer Gewinn. Der innere Zwang Lösungen anbieten zu müssen mit dem Gedanken: „Ich soll der anderen Person jetzt helfen!“, hat in mir sonst oft Stress ausgelöst.

Wie hat Zuhören ohne Ratschläge deine Gespräche verändert?

Ich erinnere mich immer noch aktiv daran: „Hör jetzt einfach gut zu!“ Denn der Impuls mit einem Ratschlag zu antworten ist immer noch da. Wenn ich dann nicht sofort antworte, schauen die Leute manchmal erstaunt: „Du sagst ja nichts!“, weil sie das von mir eigentlich kennen (lacht). Aber ich sage: „Sprich einfach weiter!“, und dann frage ich: „Ich habe Ideen dazu, möchtest du die hören?“ Vor allem bei Menschen wie meinem Mann, die etwas einfach nur rauslassen wollen, hat sich die Kommunikation mit dieser neuen Haltung deutlich entspannt. Weil ich keine Tipps mehr gebe und weiß, jeder muss für seine Themen eigene Lösung finden.

„Für mich ist der große Gewinn zu wissen, dass in mir Bedürfnisse stecken und ich mich darum kümmern kann.“ – Kordula

Denkst du durch den Kurs jetzt anders über deine Bedürfnisse nach?

Definitiv, das habe ich vorher gar nicht gemacht! Gerade letzte Woche hatte ich eine Situation, in der ich mich sehr unzufrieden gefühlt habe. Und plötzlich schoss mir die Frage durch den Kopf: „Welches Bedürfnis ist jetzt wohl gerade nicht erfüllt?“ Da bin ich zu der Übersicht mit Bedürfnissen und Gefühlen losgesaust, die du uns im Kurs gegeben hast. Denn die habe ich laminiert und ins Bad gelegt.

Das war ein Riesenerfolg, denn früher wäre ich einfach weiter griesgrämig durch die Gegend gelaufen. Als ich auf dieser Übersicht dann die passenden Gefühle und das Bedürfnis gefunden habe, ging es mir schon besser – obwohl das Bedürfnis noch nicht erfüllt war. Für mich ist der große Gewinn zu wissen, dass in mir Bedürfnisse stecken und ich mich darum kümmern kann. Und das mache ich auch.

Was genau gönnst du dir jetzt mehr als vorher?

Ich nehme mir mehr Zeit für mich, zum Beispiel für Bewegung. Wenn ich meinen Sohn zur Schule bringe, nehme ich die Nordic Walking Stöcke mit und laufe danach noch eine Runde. Dabei habe ich früher oft Podcasts gehört, jetzt nicht mehr, weil mein Fokus beim Laufen mittlerweile wirklich Ruhe und Erholung ist.

Was mir auch viel bringt, sind Fortbildungen, z.B. aktuell zum Thema Finanzen und Geldanlagen. Wenn ich das vorher abends gemacht habe, hat sich meine Familie beschwert, dass ich keine Zeit für sie habe. Darum mache ich das seit kurzem, wenn die anderen nachmittags eine Stunde Tablet-Zeit machen – statt mich in dieser Zeit wie bisher um den Haushalt zu kümmern. Und ich erkläre meinen Kindern auch immer, wenn ich Zeit für mich brauche, weil mir wichtig ist, dass sie das verstehen.

„Ich mache Dinge nicht mehr, weil ich muss, sondern weil ich möchte. Und dadurch mache ich sie viel lieber.“ – Kordula

Nimmst du durch die GFK deine Gefühle anders wahr?

Ich habe mit der GFK gelernt, dass Gefühle mir etwas sagen wollen – und dass das auch gut ist. Das hat mich mit meinem Inneren viel mehr verbunden als es vorher der Fall war. Denn in meiner Kindheit und Jugend habe ich vor allem gelernt, Mauern zu bauen, mich abzugrenzen und bloß nicht zu viel zu fühlen, weil es mir wehtun kann. Ich habe schon vorher viel probiert, aber obwohl der GFK-Kurs so entspannt war, hat er mich in großen Schritten vorwärtsgebracht. 

Hat sich durch den Kurs deine Einstellung geändert?

Ich schaue jetzt anders auf mich. Vorher war das viel: „Was muss ich jetzt tun? Für wen muss ich da sein?“ Jetzt ist das vielfach: „Was möchte ich?“ Ich mache Dinge nicht mehr, weil ich muss, sondern weil ich möchte. Und dadurch mache ich sie viel lieber. Und Dinge, die ich nicht mag, versuche ich zu verändern. Ich werde ja nicht alles los, was ich weniger mag. Aber die GFK zu kennen hat mich an vielen Ecken sehr entspannt.

„Um gut leben zu können, ist es wichtiger, dass wir uns selbst an die erste Stelle setzen. Denn geht es mir nicht gut, bricht das zusammen, was ich am Laufen halten möchte.“ – Kordula

Was sollte jede Frau wissen, wenn sie ihre Rolle als Mama glücklich leben will?

Auch wenn die Evolution alles dafür tut, dass wir unserem Kind automatisch die erste Prio geben – um gut leben zu können, ist es wichtiger, dass wir uns selbst an die erste Stelle setzen. Denn geht es mir nicht gut, bricht das zusammen, was ich am Laufen halten möchte. Das versuche ich jetzt meinen Kindern und meinem Mann vorzuleben: Wie wichtig es für alle ist, dass ich auch Dinge mache, die mit guttun.

Ich denke wir brauchen jede Menge Frauen, die ihren Töchtern und Söhnen vorleben. „Frau kann alles schaffen, was sie wünscht, wenn sie sich gut um sich selbst kümmert.“ Das muss man erleben, das kann dir niemand erzählen. Auch Frauen wie du, die nichts vorbeten, sondern aus eigenen Erfahrungen berichten. Das hilft – denn dann denke ich das ist ein Weg, den könnte ich auch probieren.

Wie geht es dir nach unserem Gespräch?

Ich finde das gerade toll, denn ich habe noch nie darüber nachgedacht, was GFK mir eigentlich gebracht hat. Auch das zu reflektieren war jetzt zu zweit viel einfacher.

 

Wie hat dir das Interview mit Kordula gefallen? Mich hat es an die wunderbaren Frauen erinnert, die mir Selbstfürsorge vorgelebt haben. Hast du auch inspirierende Vorbilder in deinem Umfeld? Und was hast du dir von ihnen schon abgeschaut? Teile deine Gedanken gern hier in den Kommentaren, ich freue mich auf den Austausch!

Antonia Vantighem

Systemische Coachin, Kommunikationstrainerin und Mama von 2 Jungs.

Als Frau Flamingo blogge hier zum Thema Selbstfürsorge für Frauen. Damit du deine innere Gelassenheit und Lebensfreude findest und dich neu in dein Leben verliebst. Hier erfährst du mehr über mich.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen